„Blanchefleur“ spielt in den Wirren des deutsch-französischen Kriegs 1870/71. Der Roman spannt einen Bogen von 1850 bis ans Ende des 19. Jahrhunderts auf den Spuren von Noël Lambert, der als Kind kein Wort sprach und sich in den Kopf gesetzt hatte, Soldat zu werden.
Als Freiwilliger in der Armee von Kaiser Napoleon III. entrinnt er im Winter 1871 nur knapp dem Tod und landet in der zu einem Lazarett umfunktionierten Auberge du Cygne in Belfort, wo er sich in die Wirtin verliebt. Nach Ende des Krieges verschlägt es den jungen Mann ins Ausland. Jahre später kehrt er zurück in ein noch immer ein verwüstetes, geplündertes und traumatisiertes Frankreich. Erneut sucht er Zuflucht bei Blanchefleur, seiner grossen Liebe. Aber der Krieg hat auch ihrem Leben eine unerwartete Wende gegeben – sie ist unterdessen Mutter von Zwillingen und verheiratet. Noël hat keinen Platz mehr in ihrem Leben. Doch das Blatt scheint sich, viel später, erneut zu wenden.
Der Roman spielt an verschiedenen Schauplätzen in Frankreich und in der kanadischen Wildnis und wird getragen von wunderbaren Frauenfiguren, allen voran Blanchefleur, der Wirtin in der Auberge du Cygne in Belfort.
Was macht diesen historischen Roman so aussergewöhnlich? Einerseits sind es die poetischen und bildhaften Beschreibungen der Natur, andererseits die informativen und gut recherchierten Passagen über die historischen Ereignisse dieser Zeit, eingebettet in die persönlichen Lebens-Situationen der Hauptfiguren.
Das Grauen des Krieges und zugleich die Herzlichkeit der beschriebenen Personen hat mich berührt. Die Autorin zeigt auf, was der Krieg mit uns Menschen macht, darum leider immer noch aktuell auch in unserer heutigen Zeit. - Buchhandlung Bücherspatz Rapperswil
Wenn die 250 Seiten von Anita Siegfrieds neuem Romann etwas nicht tun, dann ist es langweilen. Die Geschichte des wunderschönen Noël Lambert, der von seiner Mutter Elodie in der Einsamkeit von La Talône ohne Wissen um Politik und Krieg aufgezogen wird, aber dennoch Soldat werden will, einem roten Reiter das Pferd stiehlt, bei einem Monsieur Letellier nach Rousseauschen Prinzipien gebildet wird, ohne dass ihn dessen Tochter Lise erhören würde, um dann in die Schrecken des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 zu geraten - diese Geschichte ist von stupender Lebendigkeit. - Bücher NZZ am Sonntag, 25. März 2018
Frankreich im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Frankreich und seine Kolonialkriege: Dazu sind in den letzten Jahren immer wieder mal literarische Aufarbeitungen aus dem Land selbst in deutscher Übersetzung zu uns gelangt. Dass eine Schweizer Autorin sich nun in die Wirren um den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 vertieft, der hierzulande oft nur noch durch das Luzerner Bourbaki-Panorama in Erinnerung gerufen wird, aber auch den blutigen Pariser Kommunenaufstand auslöste, ist an sich schon bemerkenswert. ... Anita Siegfried hat ausgiebig recherchiert. Das gibt ihrem Roman eine Grundlage, auf der geschichtlich interessierte Leserinnen und Leser viel erfahren, was nicht in unseren Lehrbüchern steht. Gleichzeitig verfügt sie über eine literarische Empathie, die immer wieder zu packen weiss. ... Mit Kapitel- und Zeitschnitten, die einen immer wieder in eine neue Situation versetzen, verführt sie zum Dranbleiben – vorausgesetzt, man hat ein Interesse an jener Epoche und ist zugleich von der Neugier geprägt, ob alte Liebe tatsächlich nicht rostet. - BaZ, 23. April 2018
Die Schweizer Autorin erzählt eine milde Kaspar-Hauser-Variante und eine Liebesgeschichte, die sie in einen historischen (Anti-Kriegs-)Roman bettet. Sie überzeugt vor allem mit ihren ungewöhnlich interessanten Figuren und ihrem klaren, knappen Erzählstil. - Deutscher ekz Bibliotheksservice
Buch des Monats im Juni: Gutenberg Buchhandlung Gossau
Drama mit starken Frauenfiguren. «Blanchefleur» spielt in einer Welt, in der die Frauen schon längst nicht mehr auf die Männer warten. Sie nehmen ihr Leben, soweit es ihnen die Umstände erlauben, selber in die Hand." - Michael Flückiger, Zofinger Tagblatt, 15. Juni 2018
En se basant sur un immense travail de recherches historiques et la lecture des romans d'écrivains tels que Gustave Flaubert ou Emile Zola, Anita Siegfried a réussi à recréer l'atmosphère d'une époque et à dépeindre des personnages auxquels on s'attache. On suit Noël dans ses déplacements, voire ses errements, avec intérêt, et l'on revit certains des événements petits ou grands qui ont marqué les dernières décennies du siècle, de la construction du lion de Belfort à l'injustice des réparations à payer. - Sandrine Charlot, Aux Arts etc