Tessiner Zeitung, 11. August 2023
.
Tagblatt der Stadt Zürich, 7. Juni 2023
.
Auf den über 200 Seiten von Anita Siegfrieds Buch „Die Prinzen der urbanen Wüste“ (Untertitel: Auf den Spuren von Mario Comensoli) werden Kontrapunkte und abrupte Wendungen eines Lebens durch eine außergewöhnliche Erzähltechnik transparent gemacht, die darin besteht, eine Art diaristische Qualität zu erzeugen. - Durch eine intensive Recherchierarbeit im Archiv der Stiftung Comensoli in Zürich hat Siegfried eine Vielzahl von Notizblättern und Papierfetzen, die Gemütszustände, philosophische Überlegungen, Bekenntnisse einer Seele enthalten, die oft von den Widersprüchen schwieriger existenzieller Herausforderungen zerrissen ist. Dadurch versteht man, warum Mario Comensoli von einigen Exegeten als „Seismograf“ der gesellschaftlichen Ereignisse genannt wurde. (...) In Siegfrieds Buch ist die emotionale Beteiligung des Malers an diesem Phänomen ein Thema von besonderer Intensität: Die Autorin gräbt in der Kindheit des kleinen Mario, erzählt vom Verlust der Mutter und dem „Ersatz“ mit „zwei Müttern“, Palma und Giovanna, die vom Mitleid bewegt, bis zum Ende des Schulalters den unruhigen Monello grosszogen, bevor sie nach Cesena zurückkehrten. - Und dann gibt es die Freundschaft mit den sogenannten Gastarbeitern an den Tischen des «Coopi» in Zürich und die sonntäglichen Besuche in der Baracca in Erlenbach, wo Boccia gespielt wurde: eine wichtige Inspirationsquelle für den Maler der „Uomini in blu“. (...) Und doch ist seine psychologische Identifikation mit einer Welt, die im Zürcher Drogen- „Paradies“ gleich neben seinem Atelier zerbröckelt, dramatisch. Der Maler hinterlässt eine Notiz. „Ich bin ein Mann, der sich im wirklichen Leben schlecht darstellt. Arbeit umgeben von Traurigkeit und Verzweiflung. Ich spüre eine Müdigkeit, die die Wahrnehmung der Dinge trübt. Jeden Tag möchte ich diese Tür öffnen, aber ich kann den Schlüssel nicht finden. Die Dämonen des Herzens treten an die Oberfläche, und die Seele entblößt sich."
Hier die ganze Rezension von Mario Barino für den Newsletter der Comensoli Stiftung
.
Matthias Senn im Altstadt Kurier Zürich, Oktober 2023
.
Bücherstimmen, 18. Oktober 2023
.
Anita Siegfrieds historischer Roman kann seinen Leserinnen und Lesern den Vorhang in eine Vergangenheit öffnen, von der viele nur noch vage Kenntnisse haben: Hier tut sich, immer nah am Protagonisten, die enge Welt der 50er Jahre mit dem wachsenden Fremdenhass auf, der Aufbruch der Jugend in die Politik oder auch in die Konsumwut und später der Absturz ins Elend der Süchte, parallel dazu aber auch die öfters negative bis herablassende Rezeption von Comensoli als Linker oder Kommunist in der bürgerlichen Presse und die Hilflosigkeit einer saturierten Gesellschaft, die gern wegschaut und deshalb mit Comensolis Engagement, das seinen Ausdruck in drastischen Bildern findet, ihre Mühe hat.
Seniorweb, 18. Oktober 2023
.
"Anita Siegfried zeichnet virtuos das Bild eines ganz grossen zu Unrecht verkannten Künstler dieses Landes, aber sie führt uns auch das Schicksal eines liebenden und um seine Kunst ringenden Menschen vor Augen, das betroffen macht und unvergesslich bleibt."
Charles Linsmayer in 20 Minuten, 25. Oktober 2023
Kunstbulletin 7/8 2024, Kunstvolle Lesetipps - Abtauchen zwischen Fakt und Fiktion